Verschiedene Arten von Übersetzungen – ein Wegweiser

Übersetzung lässt sich eigentlich einfach definieren – es geht darum, die Bedeutung eines in einer Sprache verfassten Textes in einen Text in einer zweiten Sprache zu übertragen.

Wenn Sie eine Übersetzung benötigen, überlegen Sie vielleicht, ob Sie Kosten sparen und sich für eine maschinelle Übersetzung oder eine nachbearbeitete maschinelle Übersetzung (MTPE) entscheiden oder doch lieber einen professionellen Übersetzungsprofi beauftragen sollten. Beides hat seine Vor- und Nachteile (wenngleich die Nachteile bei einer maschinellen Übersetzung deutlich überwiegen).

Bevor wir diese genauer betrachten, sollten wir uns aber mit den unterschiedlichen Übersetzungsbereichen beschäftigen und herausfinden, inwiefern die unterschiedlichen Arten von Übersetzungen sich für diese sehr unterschiedlichen Bereiche eignen.

Von der technischen Übersetzung zur Literaturübersetzung

Neulingen in der Übersetzungsbranche wird oft geraten, eine Nische zu finden und sich zu spezialisieren – und das ist durchaus sinnvoll. Das Spektrum ist so breit, dass es fast unmöglich ist, als Allround-Übersetzungsprofi alle Arten von Texten effektiv übersetzen zu können.

Es gibt viele unterschiedliche Arten von Übersetzungen – von technischer Übersetzung über Übersetzungen im medizinischen Bereich und akademische Übersetzung bis hin zu Marketing-, Website- und SEO-Übersetzungen und Literaturübersetzung. Und während technische Übersetzungen detaillierte Fachkenntnisse und ein hohes Maß an Detailgenauigkeit erfordern, ist bei der Literaturübersetzung Kreativität und Schreibfertigkeit gefragt.

Was ist eine technische Übersetzung?

Technische Übersetzung ist ein sehr breitgefasster Begriff. Dazu gehört die Übersetzung von technischen Dokumenten wie Benutzerhandbüchern, Produktblättern, Testberichten und internen Dokumenten. Diese Arten von Übersetzungen erfordern detaillierte Fachkenntnisse und umfassen sehr wahrscheinlich sehr spezifische Terminologie.

Mit dem Begriff technische Übersetzung beschreibt man oft auch Übersetzungen für bestimmte Sektoren, wie die Produktions-, Automobil-, Bau-, IT-, Chemie-, Finanz- und Medizinbranche.

Was ist Literaturübersetzung?

Wie der Begriff schon vermuten lässt, geht es bei der Literaturübersetzung um die Übersetzung literarischer Texte.

Schonmal ein Buch von Haruki Murakami gelesen? Wenn Sie nicht zufällig Japanisch sprechen, war die Version von „Kafka am Strand“, die Sie gelesen haben, eine Literaturübersetzung. Literaturübersetzerinnen und -übersetzer genießen in der Branche hohes Ansehen. Sie sind in der Lage, Übersetzungen zu formulieren, die so gut geschrieben sind, dass sie wie in der Fremdsprache verfasste Romane und Gedichte wirken.

Literaturübersetzungen erfordern nicht nur herausragende Sprach- und Schreibfähigkeiten, sondern müssen auch den Schreibstil des Autors oder der Autorin exakt widerspiegeln. Wortspiele und kulturelle Referenzen und Vorstellungen müssen so aufgegriffen werden, dass sie nicht nur von der Leserschaft verstanden werden, sondern sich nahtlos in den Text einfügen.

Andere Arten von Übersetzungen

Technische Übersetzungen und Literaturübersetzungen sind die zwei Arten von Übersetzungen, die an den gegenüberliegenden Enden des Übersetzungsspektrums stehen. Zu den weiteren Arten gehören Business-Übersetzungen – z. B. Übersetzungen für Unternehmen, wie Unternehmenskommunikation, PowerPoint-Präsentationen oder Produktkataloge, oder auch Marketing-Übersetzungen, Website-Übersetzungen und SEO-Übersetzungen sowie Software-Lokalisierung. Es ist zudem üblich, zwischen Übersetzungen für verschiedene Branchen zu unterscheiden: Finanzübersetzungen, Greentech-Übersetzungen, Übersetzungen für die Tourismusbranche usw.

Sicher haben Sie bemerkt, dass wir das Dolmetschen noch gar nicht erwähnt haben – aber hier geht es nur um Übersetzungen in Schriftform, nicht in gesprochener Sprache. Denn das ist der zentrale Unterschied zwischen Dolmetschen und Übersetzen.

Wenn Sie eine Übersetzung benötigen, haben Sie sicher schon von den „kostenlosen“ Übersetzungstools wie Google Übersetzer, DeepL usw. gehört. Aber wie effektiv sind diese maschinellen Übersetzungstools für die unterschiedlichen Übersetzungsbereiche, die wir oben erläutert haben? Sollten Sie sich sogar lieber für eine maschinelle Übersetzung anstatt eine Humanübersetzung entscheiden? Und wie ist das mit nachbereiteten maschinellen Übersetzungen?

Rechner

Was ist maschinelle Übersetzung?

Bei einer maschinellen Übersetzung wird ein automatisiertes Tool verwendet, um einen Text von einer Sprache in eine andere zu übersetzen. Das bekannteste maschinelle Tool ist Google Übersetzer. Man gibt den Textabschnitt ein, wählt die Zielsprache und Google Übersetzer liefert automatisch eine Übersetzung.

Die maschinelle Übersetzung entwickelt sich immer weiter und hat inzwischen den Punkt erreicht, an dem einige Übersetzungsbüros maschinelle Übersetzung in Ihr Serviceportfolio aufgenommen haben. Das Problem mit der maschinellen Übersetzung ist, dass Maschinen eben Maschinen sind und bleiben. Sie können einfach nicht mit sprachlichen Nuancen umgehen.

Eine der größten Herausforderungen bei der Arbeit als Übersetzerin oder Übersetzer (die, wenn ich das sagen darf, auch großen Spaß macht) besteht darin einen Weg zu finden, Gedanken aus dem Ausgangstext zu vermitteln, die es so in der Zielkultur einfach nicht gibt. Man denke an Worte wie deja vu oder Schadenfreude – im Englischen wird das französische bzw. deutsche Wort verwendet, weil es eben keine englische Entsprechung gibt. Es gibt so viele weitere Dinge, die im Englischen nur schwer ausgedrückt werden können, weil die entsprechenden Wörter so nicht existieren. Eines meiner Lieblingsbeispiele im Deutschen ist „ausschlafen“. Als Mutter ist das ein Gedanke, den ich sehr gut nachvollziehen kann. So ein Wort könnten wir auf Englisch sehr gut gebrauchen!

Nachbearbeitete maschinelle Übersetzung (MTPE)

Wenn maschinelle Übersetzungen den Übersetzungen von professionellen, Übersetzern und Übersetzerinnen niemals das Wasser reichen können, warum bieten immer mehr große Übersetzungsagenturen maschinelle Übersetzung als Teil Ihres Serviceportfolios an?

Zunächst einmal ist zu sagen, dass seriöse Übersetzungsagenturen rein maschinelle Übersetzungen in der Regel nicht als Service anbieten. Falls Sie doch entsprechende Angebote erhalten, sollten Sie diese Übersetzungsagentur meiden!

Stattdessen werden nachbearbeitete maschinelle Übersetzungen angeboten, kurz MTPE (Machine Translation Post-Editing). Bei nachbearbeiteten maschinellen Übersetzungen wird die durch ein automatisiertes Tool angefertigte Übersetzung von einem Menschen nachbearbeitet, um Fehler zu korrigieren.

Sprachen mit vielen Synonymen stellen eine echte Herausforderung für maschinelle Tools dar, sodass wirklich sehr absurde Übersetzungsfehler entstehen können:

Linkedin-Post von Lucy Pembayun MITI: A kitten-based reminder that machine translations cannot be relied upon. Happy New Year everyone! Dabei sind die Platten oder Steine in Kitten aus Reaktionsharzen verlegt und verfugt. The tiles or bricks are laid and grouted in kittens made of reaction resins.

Mit MTPE, der Nachbearbeitung von maschinellen Übersetzungen, sollen diese oft katastrophalen Fehler vor der Lieferung an die Kundschaft identifiziert und korrigiert werden.

Als auf Marketing-Übersetzungen und Website-Lokalisierung spezialisierte Übersetzerin stehe ich maschineller Übersetzung äußerst kritisch gegenüber. Marketingtexte enthalten naturgemäß viele Wortspiele, Bildsprache und Redewendungen. Wenn man eine Redewendung wie das deutsche „Hummeln im Hintern haben“ (Englisch: „having ants in your pants“) in Google Übersetzer eingibt, sieht man was passiert, wenn man eine Maschine Redewendungen übersetzen lässt.

Google Translate-Screenshot. Deutsch: hummeln im hintern haben Englisch: have bumblebees in the butt

Maschinelle Übersetzungen kennen keine Nuancen, erkennen keine kulturellen Unterschiede und sind bei so vielen Arten von Übersetzungen einfach nicht geeignet – dazu gehört die Übersetzung von Namen ebenso wie die Literaturübersetzung oder medizinische Übersetzungen.

In einem Bereich kann maschinelle Übersetzung aber recht nützlich sein: Bei technischen Übersetzungen mit unkomplizierten Formulierungen und vielen Wiederholungen kann es sinnvoll sein, ein maschinelles Übersetzungstool zu nutzen. Maschinelle Übersetzungstools entwickeln sich immer weiter und liefern mittlerweile recht gute Ergebnisse bei der Übersetzung von klaren Sätzen – solange keine Wortspiele oder Redewendungen enthalten sind und sie nicht zwischen den Zeilen lesen müssen!

Warum eine Humanübersetzung besser ist als eine maschinelle Übersetzung

Außer in den sehr spezifischen Fällen, in denen eine nachbearbeitete maschinelle Übersetzung eine sinnvolle Möglichkeit sein kann, wird eine Humanübersetzung immer besser sein als eine maschinelle Übersetzung. Sprachen entsprechen einander selten zu 100 %. Professionelle Übersetzerinnen und Übersetzer sind nicht nur Sprachprofis und können exzellente Texte verfassen – sie haben außerdem die Kompetenz, Vorstellungen aus einer Kultur in einer anderen Sprache so zum Ausdruck zu bringen, dass sie von Menschen mit einer grundlegend anderen Kultur und ganz anderen Bezugsrahmen verstanden werden. Das erfordert viel Geschick und es lohnt sich, für diese Fähigkeiten zu zahlen.

Maschinelle Übersetzungen mögen kostenlos oder zumindest billiger als professionelle Humanübersetzungen erscheinen, aber die Wahrscheinlichkeit gravierender Fehler im Ergebnis ist hoch, sodass man bei der Nutzung besondere Vorsicht walten lassen muss.


Über die Autorin

Lucy LEaF blog 2018

Lucy

Lucy Pembayun, Gründerin des Übersetzungsbüros LEaF Translations und qualifiziertes Mitglied des Institute of Translation & Interpreting (MITI), ist Deutsch-Englisch-Übersetzerin mit über 14 Jahren Berufserfahrung. Am liebsten arbeitet sie für nachhaltig orientierte Unternehmen, die großen Wert auf hervorragende Übersetzungen legen. Spezialisiert ist Lucy auf die Übersetzung vom Deutschen ins Englische, und zwar von Websites, Blogposts, Broschüren und anderem Marketingmaterial.

Lucy studierte Germanistik an der Universität Edinburgh (MA mit Prädikat) und erhielt ein DAAD-Stipendium für ihr Master-Studium in Deutschland, das sie ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. Während ihres Studiums in Deutschland wohnte sie in Bamberg, Fulda und Berlin. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann, zwei Kindern und einem Labrador in York, Großbritannien.

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